Ein Mord will gut geplant sein

Nicht viele Menschen verbringen einen Gutteil ihrer Zeit damit, sich genau zu überlegen, auf welche Art und Weise man einen anderen Menschen umbringen und anschließend die Leiche verschwinden lassen kann. Autoren von Krimis und Thrillern hingehen schon. Für die meisten machen solche Überlegungen einen Teil ihrer Arbeit aus. Denn kaum etwas ist in einem Krimi schlimmer als ein Mord, der den Leser nicht wirklich überzeugt.

Realismus – Wieviel ist nötig für einen guten Mord?

Von Agatha Christie ist bekannt, dass die Morde in ihren Krimis unglaublich realistisch beschrieben sind. Sogar so realistisch, dass 2002 zwei deutsche Mediziner ihre Bücher als Lehrbücher für Chemiker charakterisierten. Die Beschreibung gerade der Vergiftungsfälle von Christie rettete 1977 sogar einem Mädchen das Leben, da zufällig eine Krankenschwester eines von Christies Büchern las und anhand der darin beschriebenen Symptome die Vergiftung des Mädchens diagnostizieren konnte, wodurch erst eine rechtzeitige Behandlung möglich wurde.

Beschreibungen, die so dicht an der Realität sind, sind insbesondere in Krimis anzutreffen, in denen der Fokus auf der genauen Mordmethode liegt. Wenn es weniger wichtig ist, ob der Täter sich ein Erbe erschleichen oder eine Schmähung in der Vergangenheit rächen wollte, sondern die Details der Tat entscheidender Bestandteil des Romans sind, sind diese auch entsprechend ausgestaltet.

Überzeugend ist wichtiger als realistisch

Aber auch, wenn nicht Christies perfekt realistische Darstellungen nötig für einen guten Krimi oder Thriller sind, muss ein Mord überzeugend geschrieben sein, genau wie die Ermittlungsmethoden der Protagonisten. Wenn der Leser sich fragt, ob die Mordmethode des Täters überhaupt funktionieren kann, muss nachgebessert werden. Für den Autoren bedeutet das genau zu recherchieren und zu prüfen, ob seine Ideen so für den Täter auch wirklich umsetzbar sind.
Liegt der Fokus eines Krimis mehr darauf, was der Täter mit dem Mord bezwecken wollte, ist es nicht so zwingend, dass jedes winzige Detail absolut realistisch ist.

Nur den wenigsten Lesern fallen kleine Fehler auf, wenn ein Mord oder eine Leiche beschrieben werden. Ein Beispiel dafür sind Krimiserien im Fernsehen: Dort tragen die Ermittler am Tatort zwar Latexhandschuhe, um keine Spuren zu verunreinigen, fassen sich damit aber ungerührt in die Haare oder die Jackentaschen, um dann wieder die Beweise in die Hand zu nehmen. Als störend wird das aber von kaum einem Zuschauer empfunden.

Letzten Endes möchte auch kaum jemand in einem Krimi den drögen Alltag eines Polizisten vorgestellt bekommen. Bücher sollen die Leser unterhalten, weshalb vieles gestrafft oder aufgepeppt wird. So entsteht eine Kriminalwelt, die unserer Welt zwar sehr stark ähnelt, aber letztlich doch nicht absolut der Realität entspricht. Aber solange ein Krimi oder Thriller uns packt und nicht mehr loslässt, sind die meisten Leser gerne bereit, wenn die Realität ein wenig ausgeschmückt wird.

Frauke Bitomsky

Über

Frauke Bitomsky ist Teil des Teams von Liber Laetitia. Wir zeigen Autoren, wie sie sich und ihre Bücher effektiv, zeitsparend und rechtssicher im Social Web präsentieren können.