Das erste eigene Buch ist ein großer Schritt, und Phillip Henke ist ihn gegangen. Sein Buch “Das Leben beginnt hier” ist vor wenigen Tagen erschienen. Hier plaudert er nun ein bisschen aus dem Nähkästchen und erzählt vom Werdegang der ersten Idee bis hin zum fertigen Buch.
Hallo Phillip. Ganz zu Anfang: Stell Dich und Dein Buch einmal in drei Sätzen vor.
Ich studiere Biologie an der Universität Bremen, inzwischen bald im fünften Semester. Ich interessiere mich für viel zu viele Dinge und mache zu viel auf einmal, darunter Maskenbildnerei, Gebärdensprache, Haltung exotischer Wirbelloser, Bibliotheken verschlingen, Live-Action-Roleplay, Parkour, Klettern, Tauchen, etc.
In meinem Roman geht es um einen jungen Mann, der für sein frisch begonnenes Studium nach Bremen, in eine WG mit einem Freund gezogen ist. Er hat die Fähigkeit, Geister zu sehen; doch da diese Gabe in seiner Familie verbreitet ist, ist sie für ihn nichts besonderes. Sein bequemes Studentenleben wird unterbrochen von Todesomen, einem verschwundenen Hund, einigen Geistern und einem Klavier, das sich selber spielt.
Was genau hat Dich motiviert, mit dem Schreiben anzufangen?
Das ist eine etwas längere Geschichte. Wir haben in der Schule mal Lesezeichen mit Motiven einer Kinderbuchreihe von unserer damaligen Lateinlehrerin bekommen. Die Reihe hat mich interessiert, und so habe ich angefangen sie zu lesen. Das, und eine uralte Idee von früher, hat mich letztendlich dazu inspiriert, dass ich einen Kurzfilm drehen wollte. Doch dafür musste eine Handlung her. Die Geschichte machte sich irgendwann selbständig, entwickelte sich weiter, das Universum wurde größer, und so führte eine Idee zur anderen. Seitdem hatte ich bereits einige Ideen, die jedoch alle erstmal mehr oder weniger auf Eis gelegt wurden, da ich feststellen musste, dass zu viel auf einmal zu purer Unproduktivität führt.
Und wie bist Du auf die Idee für Dein Buch gekommen?
Als ich 2013 selber mit dem Studium begann, war ich bereits seit einer Weile auf der Plattform DeviantArt tätig. Mein damaliges Schreibprojekt kam nicht voran, und ich war selber sehr unzufrieden damit. Erschwerend kam hinzu, dass ich das erste Semester über noch gependelt bin, wodurch ich immerhin anderthalb Stunden in Bus, Bahn und Straßenbahn verbrachte. Aus Langeweile, und der Frage, wie es wohl wäre, wenn der hilfesuchende Student jemanden anspräche, den nur er sieht, entstand dann die Idee zu meinem Roman. Tatsächlich waren es genau drei Ideen, doch die anderen beiden kann ich aus spoilertechnischen Gründen nicht nennen. Es begann als eine Kurzgeschichte, die ich kurzerhand zum Prolog erklärte. Danach folgten in unregelmäßigen Abständen weitere, etwa zwei Din A4-Seiten lange Texte, die ich auf DeviantArt hochlud. Positive Rückmeldungen der Leser motivierten mich zum Weitermachen. Und nach einer Weile machte auch diese Story sich selbständig …
Gab es zwischendurch Durststrecken oder hat Dich die gefürchtete Schreibblockade erwischt? Wie bist du damit umgegangen?
Natürlich gab es zwischendurch auch Momente, in denen ich einfach nicht zum Schreiben kam. Das erklärt auch, warum ich teilweise große Zeitsprünge in der Handlung habe. Dann wiederum gab es aber auch Stellen im Buch, die sich praktisch von ganz alleine schrieben, wenn ich beispielsweise zwei bis drei Kapitel am Stück verfasste.
Tatsächlich muss ich zugeben, dass ich lediglich mit einem Anfang (Student kann Geister sehen) und einem groben Ziel (die beiden anderen Ideen) begonnen hatte. Ich strickte neue Handlungsstränge und ließ sie vermeindlich ins Leere laufen. Erst viel später fügten sie sich wie von Zauberhand in die Handlung, und ich war manchmal selber überrascht, wie mein Protagonist bestimmte Konflikte auflösen konnte.
Was waren die schönsten Momente während des Schreibens?
Da gab es mehrere. Zum einen die Stellen, die ganz von alleine entstanden. Dann natürlich, wenn ich von Lesern die Rückmeldung bekam, dass sie es kaum erwarten können, wie es weiter geht, oder dass sie ein bestimmtes Rätsel nicht durchschauen können (es also spannend genug bleibt).
Und ganz besonders ans Herz gewachsen ist mir die kleine June, über die ich hier keine großen Worte verlieren darf, ohne Handlung vorweg zu nehmen. Doch ich kann mich erinnern, wie ich mich beim Schreiben mancher Szenen mit ihr oder ihrer Mutter so sehr hineingesteigert habe, dass ich selber emotional wurde.
Was hast Du während des Schreibens gelernt, sei es über Dich, die Charaktere in Deinem Buch oder die Arbeit hinter einem solch großen Projekt?
Über mich … gute Frage. Vielleicht, dass es einem egal sein sollte, was andere über einen denken. Das Buch enthält einige autobiographische Aspekte. Unter anderem habe ich mich als Neuling in Bremen zu Beginn eher einsam gefühlt, aus dem Grund, dass ich mich von anderen abgeschottet habe, eben um zu vermeiden, dass sie mich womöglich komisch finden und ausschließen könnten. Genau den gleichen Fehler macht Clemens auch.
Ich habe das Buch nicht nur selber geschrieben, sondern, nachdem es gegengelesen wurde, auch selbständig korrigiert, bearbeitet und gesetzt. Dabei habe ich gelernt, wie viel Zeit und Aufwand selbst in einem so dünnen Buch stecken können. Vom ersten Satz bis zum ersten Probedruck sind beinahe anderthalb Jahre vergangen. Bis zur Veröffentlichung knapp ein weiteres halbes Jahr. Ohne Frage macht es riesigen Spaß, diesen kreativen Prozess zu erleben, mit Leuten zusammen an Illustrationen oder dem Cover zu arbeiten, um letztendlich ein fertiges Exemplar in den Händen zu halten.
Da bleibt uns zum Schluss nur noch eine Frage: Wie geht es jetzt weiter? Machst du eine wohlverdiente Pause, oder hast Du schon Ideen für das nächste Buch?
Pause … wenn es nur so einfach wäre. Hintergründig arbeite ich bereits an der Fortsetzung, die nicht nur emotionaler, sondern auch wesentlich düsterer werden soll.
Außerdem versuche ich mich auch an einem neuen Projekt für DeviantArt. Das Leben beginnt hier habe ich natürlich nicht komplett hochgeladen. Und um mit der Leseprobe der Fortsetzung nicht zu spoilern, versuche ich etwas ganz neues.
Auch dieses Projekt, mit dem Titel “Mitbewohner und andere Kuriositäten” gehört zum Urban Fantasy.
Es geht um eine WG, in der anscheinend niemand so wirklich ganz normal ist. Norem, der in diese WG zieht, dachte eigentlich, schon viel erlebt zu haben und nicht mehr überrascht werden zu können. Doch er hat die Rechnung ohne seine neuen Mitbewohner gemacht. Der eine benimmt sich beispielsweise wie ein Hund, die andere verspeist gerne Lebendiges, selbst der Vermieter scheint nicht ganz normal zu sein …
Wer noch immer neugierig ist, kann auf Phillips Facebook-Seite noch mehr über ihn erfahren. Wir sind auf jeden Fall gespannt darauf, wie es weitergeht.