Nach dem bahnbrechenden Erfolg der „Biss“-Reihe von Stephenie Meyer etablierten sich rasend schnell Vampire unter den Buchtrends als Garant für hohe Verkaufszahlen. Edward Cullen hatte sie wieder populär gemacht, und es gab kaum eine Variante der modernen Blutsauger, die sich nicht in einem Buch wiederfand.
Aber wie kommt es, dass Buchtrends derart ausgeschlachtet werden, bis der Markt regelrecht übersättigt ist?
Engel sind die neuen Werwesen sind die neuen Vampire sind die neuen…
Wie entstehen diese Trends eigentlich? Genau voraussagen kann das leider (oder zum Glück?) niemand. Denn ansonsten würden nicht die meisten Buchtrends ihren Anfang darin nehmen, dass ein Shootingstar der Autorenszene den Knüller hinlegt, nach dem sich alle Leser verzehrt haben. Die Verlage erkennen allerdings schnell, ob ein Bestseller das Potential hat den Verkauf in einem Genre anzukurbeln und springen schnell auf den Zug auf.
Ob solche Buchtrends dazu führen, dass mehr „passende“ Manuskripte eingereicht werden, da auch Autoren hoffen ein Stück vom Kuchen abzubekommen, oder ob Manuskripte, die vorher ungesehen abgelehnt wurden nun veröffentlicht werden, können wohl nur die Verlage selbst beantworten. Nicht zu übersehen war aber das Ergebnis: Übernatürliche Wesen, unbedingt auch mit einem düsteren Touch, waren für Jahre der Renner in den Buchläden und haben die „klassische“ Fantasy mehr oder weniger zurückgedrängt.
Verlage wollen Geld verdienen – mit Buchtrends
Insbesondere die großen Verlage sind Wirtschaftsunternehmen, die immer auch gewinnorientiert arbeiten. Auf der einen Seite macht dies Sinn, denn wenn der Verlag kein Geld verdient, wird er vom Markt verschwinden. Auf der anderen Seite wird so oft das Augenmerk nicht auf die Förderung der Autoren und der literarischen Vielfalt, sondern auf das möglichst effiziente Verkaufen von Büchern gerichtet.
Wer ein gutes Buch geschrieben hat, das aber aktuell nicht zu den beliebten Buchtrends passt, hat schnell das Nachsehen.
Kleine und mittlere Verlage stehen im Ruf, sich mehr auf den Autor einzulassen und mehr nach Büchern außerhalb aktueller Buchtrends zu suchen. Dass dies nicht so gewinneinbringend ist erkennt man daran, dass diese Verlage auch eher klein bleiben.
Buchtrends haben Nachteile für Autoren
Verlage suchen das, was möglichst viele Leser wollen. Ein Roman, der sehr innovativ geschrieben ist, mag literarisch noch so wertvoll sein – wenn ihn in Deutschland nur 200 Leute kaufen bringt er dem Verlag deutlich weniger Gewinn als ein vielleicht eher mittelmäßig geschriebenes Buch, dass von 5.000 oder mehr Lesern gekauft wird.
Verlage suchen nach dem „next big thing“. Und wenn dieses gefunden ist, veröffentlichen sie immer wieder neue Abwandlungen von den Werken, die funktionieren, bis der Markt und die Leser übersättigt sind und sich nach dem nächsten Trend umsehen. Autoren, die vielleicht ein Manuskript zu einem Buchtrend in einem Verlag unterbekommen haben, schauen oft aus der Röhre. Denn bis ihr Buch tatsächlich veröffentlicht ist, haben sich die aktuellen Buchtrends oft schon wieder geändert, wodurch die Verkaufszahlen gering bleiben. Oder aber sie schaffen es nicht an den Erfolg des ersten Buches anzuknüpfen, da sich nun ein anderes Genre bedienen müssten, um weiter erfolgreich zu sein. Nur den vermeintlichen Wünschen des Marktes hinterher zu schreiben hat wenig mit der romantischen Vorstellung von Schriftstellern oder der künstlerisch-kreativen Tätigkeit als Autor zu tun.
Für Leser sind Buchtrends durchaus angenehm, solange diese ihren Geschmack treffen. Wer allerdings mit einem bestimmten Thema wie z.B. romantischen Highschool-Vampiren nichts anfangen kann, wird die Buchtrends verfluchen und hoffen, dass die aktuelle Buchmode sich möglichst schnell wieder ändert.
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Frauke, das Schöne am Buchmarkt ist doch, dass es so viele Bücher gibt und man als Leser nicht auf die Trends angewiesen ist. Ärgerlich ist das Verhalten der Verlage wohl eher für die Autoren, die mit ihren guten Geschichten nicht ankommen, weil sie gerade nicht im Trend liegen, oder gar von ihren Verlagen/Agenten genötigt werden, Bücher zu schreiben, die in den Trend passen.
Klar, letzten Endes entscheidet der Kunde, welche Bücher er lesen und damit kaufen will. Aber wenn das Angebot im Buchladen sehr einseitig ist, ist das ärgerlich, weil man nur noch eine eingeschränkte Auswahl von Alternativen sieht. Und nicht jeder will seine Bücher im Internet bestellen oder auf eBooks zurückgreifen müssen, weil sie “ihre” Bücher nur von Selfpublishern als eBook kriegen, wenn diese nicht in Verlagen unterkommen.
Als Autor genötigt zu werden einem Trend zu folgen ist auch grässlich. Da vergeht schnell die Freude an dem Beruf.