Ein Buch ist die Spitze des Eisbergs

Vom Leser meist unbemerkt, steckt in einem fertigen Buch viel Arbeit. Wie bei einem Eisberg, dessen größter Teil ungesehen unter der Wasseroberfläche liegt, ist auch das fertige Buch, das gekauft werden kann, nur ein kleiner Teil des gesamten Schreibprozesses. Für jeden Autor läuft die Reise von der ersten Idee bis zum fertigen Buch anders ab, aber einen groben Überblick will ich Dir hier trotzdem geben.

Von der ersten Idee zur Geschichte

Ganz am Anfang steht die erste Idee. Eine Szene, ein Charakter oder ein Thema, das sich im Kopf festsetzt und nicht mehr verschwindet. Manchmal sind es auch zwei oder mehrere Dinge, die sich nach und nach zusammensetzen und so einen Ansatz für ein Buch geben. Mit der ersten Idee ist der Grundstein für das spätere Buch gelegt, aber der Weg dorthin ist noch lang und steinig, denn ein einzelner Charakter oder eine einzige Szene sind noch lange kein Buch, das später die Leser in den Bann zieht.

Manche Autoren lassen ihre Gedanken treiben und die Idee im Hinterkopf immer weiterwachsen, während andere beginnen, bewusst zu planen und eine Geschichte zu entwerfen, die dann immer mehr verfeinert wird. Es gibt viele Schreibratgeber, in denen bewährte Strukturen für Romane und Ansätze zum Entwickeln von fesselnden Geschichten erklärt werden. Natürlich ist jedes Buch einzigartig, aber beinahe jede erfolgreiche Geschichte folgt den gleichen oder ähnlichen Grundmustern.
Hier ist öfter von „Plottern“ und „Pantsern“ die Rede: Plotter sind die Autoren, die erst die Geschichte entwickeln und durchplanen, ehe sie schreiben; während Pantser die Geschichte erst während des Schreibens entwickeln. Die meisten Autoren bewegen sich irgendwo zwischen diesen beiden Polen.

Nicht zu unterschätzen ist die nötige Recherchearbeit, die ein Autor betreiben muss, um ein stimmiges Grundgefühl für sein Buch zu schaffen. Während für Romane im Fantasy- oder Science Fiction-Bereich eigene Welten erschaffen werden, müssen Romane in unserer Welt gründlich recherchiert werden. Und das meiste dieser Hintergrundinfos findet dabei nicht einmal den Weg in das fertige Buch.

Schreiben, schreiben und… noch mehr schreiben

Die Länge eines Buches kann von 30.000 Worten bis weit über 500.000 reichen, wenn es sich z.B. um eine Trilogie handelt. Tatsächlich schreiben müssen Autoren das Mehrfache dieser Zahl, da kaum einer von Anfang an die endgültige Version seines Buches schreibt. Jeder Autor hat seine eigene Schreibroutine entwickelt: Die einen schreiben gleich nach dem Aufstehen noch vor dem Frühstück, andere über den Tag verteilt und wieder andere abends nach der Arbeit, wenn die Kinder im Bett sind und sie die nötige Ruhe haben.
Zu einiger Bekanntheit ist inzwischen der NaNoWriMo (National Novel Writing Month) gelangt, in dem es darum geht im Monat November 50.000 Wörter zu schreiben. Auf der Webseite des NaNos gibt es zahlreiche Foren, wo die vielen Autoren sich austauschen und gegenseitig motivieren können.

Nach dem Schreiben wird das Buch verbessert

Ist der erste Entwurf geschrieben, kommt der nächste Schritt in der Entstehung des Buches: Die Rohschrift muss verbessert werden. Kleinere und größere Logikfehler müssen gefunden und ausgebügelt werden, Szenen aufgepeppt oder ganz gestrichen werden, Namen eingefügt und die Geschichte in sich abgerundet werden. Mit einer Überarbeitung ist es meist nicht getan, sondern es sind mehrere nötig. Viele Autoren fragen hier auf Beta-Leser nach ihrer Meinung, um Schwachstellen im Manuskript zu finden, die sie aus Betriebsblindheit selbst nicht gefunden hätten.
Ist das Manuskript so weit fertig, wenden sich einige Autoren an Lektoren, die nicht nur in Verlagen, sondern auch freiberuflich arbeiten. Diese korrigieren entweder nur Rechtschreib- und Grammatikfehler oder auch geben auch inhaltliche Tipps für die Verbesserung des Manuskriptes.

Am Ende der Reise kommt die Veröffentlichung

Am Ende eines langen Schaffungsprozesses steht ein fertiges Buch. Heute entscheiden sich viele Autoren bewusst, ihr Buch selbst als eBook zu veröffentlichen, statt sich an traditionelle Verlage zu richten. Beim Weg über einen Verlag verstreicht oft noch einige Zeit, in der das Manuskript an die Lektoren der Verlage geschickt und auf Antworten gewartet wird. Einige Autoren entscheiden sich auch für Agenturen, die für sie versuchen, das Manuskript in einem Verlag unterzubringen und dafür später eine Gewinnbeteiligung im Falle einer Veröffentlichung erhalten.

Aber egal, in welcher Form ein Buch letzten Endes veröffentlicht wird: Eine Veröffentlichung ist nur der letzte Schritt eines langen Weges.

Frauke Bitomsky

Über

Frauke Bitomsky ist Teil des Teams von Liber Laetitia. Wir zeigen Autoren, wie sie sich und ihre Bücher effektiv, zeitsparend und rechtssicher im Social Web präsentieren können.