Sperrt Amazon wirklich Autoren?

Ausschluss von Amazon und das Verbot, dort zu verkaufen? Einige Autoren dürften sich sehr erschrocken haben, als sie von Amazon eine E-Mail mit genau dieser Warnung erhielten. Insbesondere, da keine Erklärung seitens Amazon folgte, sondern die Autoren lediglich mit dem Vorwurf der Manipulation konfrontiert wurden.
Was steckt dahinter, und was bedeutet dies für Dich, wenn Du als Autor ebenfalls betroffen bist?

Ungeklärte Vorwürfe

Das erste Problem an dieser Mail ist, dass sie den Autoren vorwirft, zu manipulieren, ohne eine Erklärung zu enthalten, was im Detail er angeblich getan haben soll. Das Nachfragen gestaltet sich außerdem als schwierig. Michael Meisheit hat ebenfalls eine solche Mail erhalten und schreibt in seinem Blog darüber. Dort kannst Du auch den Inhalt der Mail lesen, die er von Amazon bekam.

Inzwischen ist bekannt, wie sich die angeblichen Manipulationen gestalten. Es geht darum, dass Autoren Rezensenten Amazon-Gutscheine im Wert ihrer Bücher schickten, damit die Rezensenten diese kaufen, lesen und anschließend rezensieren können. Dabei handelt es sich oft um eBooks für 99 Cent oder wenige Euro, und das Ergebnis das Rezension war vollkommen offen. Amazon hingegen vermutete eine Manipulation der Sternebewertung durch die Autoren, die durch die Vergünstigungen Einfluss auf die Rezensenten nehmen.

Amazon geht gegen Autoren vor

Was ist das Problem an gekauften Rezensionen?

Amazon hat ein großes Interesse daran, gegen gefälschte Rezensionen vorzugehen. Es geht immerhin um nicht weniger als die Glaubwürdigkeit des Online-Giganten. Schließlich will ich als Kunde darauf vertrauen, dass ein Buch mit einer Bewertung von 5 Sternen auch wirklich gut ist und nicht bloß der Autor mit gekauften Rezensionen nachgeholfen hat.

Verständlich, dass deshalb diejenigen, die Geld oder andere Vergünstigungen erhalten und dafür geschönte Rezensionen schreiben, von Amazon abgemahnt und ihre Rezensionen gestrichen werden. Derzeit klagt Amazon gegen etwa 1.000 Nutzer des Online-Dienstes Fiverr, die dort gegen Bezahlung gute Rezensionen anboten.

 

Was hat das mit den Autoren zu tun?

Es gibt Autoren, die gute Rezensionen kaufen, um ihre Buchverkäufe zu pushen. Das sind einige wenige schwarze Schafe. Es gibt ungleich mehr Autoren, die schlichtweg Rezensenten fragen, ob diese ihre Zeit nutzen wollen, ihr Buch zu lesen und zu rezensieren. Als Gegenleistung für die aufgebrachte Zeit erhält der Rezensent das Buch kostenlos. Ein fairer Tausch also: Zeit gegen Buch. Das Ergebnis der Rezension bleibt dabei offen.

Aus verschiedenen Gründen ist es einfacher für alle Beteiligten, diesen Tausch über Amazon-Gutscheine abzuhandeln: Es ist umständlich, die .mobi-Datei des eBooks per Mail zu verschicken. Und nicht jeder Kindle-Leser schafft es, diese Datei anschließend auf seinen Kindle zu ziehen. Und nicht zuletzt kann zwar jeder Amazon-Nutzer eine Rezension verfassen, aber wenn nicht im System von Amazon gespeichert war, dass der jeweilige Nutzer den bewerteten Artikel wirklich über Amazon gekauft hatte, wurde seine Rezension weniger stark gewichtet.

Ganz besonders unschön an dieser Angelegenheit ist, dass es Autoren zuvor von Amazon selbst gestattet war, Rezensenten Gutscheine im Wert des zu rezensierenden Buches zu schenken. Statt über den neuen Sachverhalt zu informieren, hat Amazon gleich richtig weit ausgeholt und den betroffenen Autoren pauschal vorgeworfen, Rezensionen zu manipulieren und mit dem Ausschluss von der Plattform gedroht.

 

Bist Du betroffen?

Wenn Du zu den betroffenen Autoren gehörst, kannst Du Dich jetzt erst einmal entspannt zurücklehnen. Zum einen weiß die deutsche Abteilung der KDP (Kindle Direct Publishing) bei Amazon nun von diesem Problem. Zum anderen wurde noch kein abgemahnter Autor tatsächlich von Amazon ausgeschlossen.

Trotzdem solltest Du erst einmal darauf verzichten, eBook-Gutscheine zu verschicken, bis diese Sache ganz geklärt ist. Denn sogar gestern wurden nach Angaben von Michael Meisheit noch die besagten E-Mails verschickt. Wenn Du Deine Rezensenten trotzdem nicht auf den Kosten Deines Buches sitzen lassen willst, gibt es verschiedene Möglichkeiten, die Du nutzen kannst:

Verschicke das eBook als Datei per Mail. Das geht zwar mit den oben genannten Nachteilen einher, ist aber dennoch eine gangbare Lösung.

Verschicke, sofern vorhanden, gedruckte Bücher.

Erstatte dem Rezensenten den Kaufpreis per Paypal oder Überweisung. In diesem Fall kann er das Buch bei Amazon kaufen, was der Gewichtung seiner Rezension zugutekommt.

Bist Du einer der betroffenen Autoren? Wie handhabst Du dieses Problem, und welche Lösung wäre in Deinen Augen die beste? Wir sind gespannt auf Deine Antwort!

photo credit: A Fool and His Money by David Goehring via photopin (license)

Frauke Bitomsky

Über

Frauke Bitomsky ist Teil des Teams von Liber Laetitia. Wir zeigen Autoren, wie sie sich und ihre Bücher effektiv, zeitsparend und rechtssicher im Social Web präsentieren können.

4 Gedanken zu „Sperrt Amazon wirklich Autoren?

  1. Hallo Frauke,

    nun habe ich auch deinen Artikel zu diesem Thema gefunden und melde mich gerne auch noch hier zu Wort, auch wenn ich keine solche Abmahnung erhalten habe – im Blog von Michael habe ich schon kommentiert.

    Ich verkaufe auch E-Books – allerdings sind die nicht selbst produziert und werden daher auch nicht nur bei Amazon vertrieben. Insofern ist dieses “verifiierter Verkauf” für mich schon störend, denn jedes bei Thalia, Weltbild oder anderem Online-Shop verkaufte E-Book ist bei Amazon kein verifizierter Verkauf.

    Für mich als Autor ist es eigentlich selbstverständlich, dass Rezensenten kostenlose Exemplare erhalten, egal ob Presse, Buchblogger oder Privatpersonen. Das ist doch Usus und kenne ich überhaupt nicht anders. Schließlich kann man nicht erwarten, dass Rezensenten sich all die Bücher, die sie rezensieren, erst noch kaufen.
    Soweit es sich um Printbücher handelt, kann man das ja auch entweder über den Verlag regeln oder auch mal selbst ein Autorenexemplar verschicken. Davon merkt Amazon ja dann schon mal gar nichts. Auch nicht, wenn ich dann noch einen Geldschein ins Buch legen würde, noch weitere Bücher oben drauf packe oder den Rezensenten zum Essen einlade.

    Bei E-Books, die ich auch mit Amazon-Gutscheinen bezahlt habe, weil ich da eben ganz genau den Verkaufspreis weiter geben konnte, kann Amazon das dann zurodnen, sieht doch aber nur, dass das Buch als Rezensionsexemplar abgebeben wurde. Und nicht ob eine Rezension gekauft wurde. Was denken die denn, wer bei den vielen Rezensionen in Zeitungen, Zeitschriften und Co die Bücher bezahlt? Sind die dann alle gekauft?

    Ich weiß nicht, warum Amazon mich nicht im Blick hat, vielleicht haben sie sich auf KPD-Kunden gestürmt?

    Natürlich mag niemand, dass Rezensionen manipuliert werden, doch genau das verhindert Amazon ja eben überhaupt nicht, weil sie keine Rezensenten die Bücher bewerten lassen, sondern jeden Leser. Und daher sind auch ganz viele “Rezensionen gar keine Rezensionen, sonder einfach eine Lesermeinung, die nicht selten in wenigen Worten hochlobende oder vernichtende Worte ausspricht ohne das wirklich sprachlich, literarisch, fundiert kritisch zu begründen.
    Und genau deshalb ist es nicht so schwer sich eine Lesermeinung zu kaufen. Zwar versucht Amazon zu verhindern, dass die Verwandten eingesetzt werden, in dem bei Namensgleichheit die Rezension gelöscht wird, doch das ist natürlich auch recht willkürlich. Schon der Verwandte, der aufgrund von Heirat nicht den gleichen Namen trägt, bleibt unentdeckt. Und diejenigen, die einen großen Freundeskreis haben und aktivieren können, bleiben ebenfalls unentdeckt.
    Würde man hier Qualität bei den Rezensionen verlangen, dann könnte man wirklich davon ausgehen, dass hier jemand sich die Mühe gemacht hat, eine ehrliche Beurteilung zu verfassen, denn so etwas kostet Zeit und kann man nicht mal schnell so zwischen zwei Bissen Wurstsemmel hinschleudern.

    Hier wird mal wieder übers Ziel hinaus geschossen, um eine Seriosität vorzutäuschen, die man mit den Lesermeinungen nicht wirklich bietet. Was unschwer nachzulesen ist.

    Viele Grüße
    Rosemarie

    1. Hallo Rosemarie,

      und vielen Dank für den langen Kommentar 🙂

      Mir ging es ähnlich, als ich davon erfahren habe. Dass Rezensenten kostenlose Bücher bekommen, egal ob als Print oder elektronisch, ist auch für mich selbstverständlich, zumindest wenn der Autor sie um eine Rezension bittet. Schließlich geben sie ja schon ihre Zeit dafür her, ein Buch zu lesen und eine ordentliche Kritik dazu zu schreiben.

      Grundsätzlich finde ich es gut, wenn Amazon versucht gegen gekaufte Bewertungen vorzugehen. Und ich gestehe auch ein, dass das sicherlich alles andere als einfach ist und man nie alle erwischt bzw. auch mal die falschen löscht. Aber dieser Schritt war eindeutig zu weit und in die falsche Richtung gemacht. Ich hoffe, dass Amazon da schnell nachbessert und mit etwas mehr Verstand an die Sache herangeht.

      Viele Grüße
      Frauke

      1. Hallo Frauke,

        ja, hoffen wir, dass sie da gegen steuern.

        Ich finde es auch gut, wenn Amazon versucht gegen gekaufte Bewertungen vorzugehen. Was ich meine ist, dass man da am falschen Ende ansetzt. Hier kann eben jeder seiner Meinung äußern, daher sind viele der Bewertungen auch keine fundierten, sondern entstehen aus den unterschiedlichsten Gründen, die auch mir, dem Leser, die Auswahl oft erschweren.

        Da gibt es die Freunde, Bekannten und Verwandten, die sich zwar nicht durch eine Gegenleistung “kaufen lassen” aber eben doch aus Gefälligkeit, die eine oder andere positive Bewertung abgeben – weil es so einfach ist.
        Da gibt es die, die vor allem dann bewerten, wenn sie sich geärgert haben und das gerne über neagtive Kritik äußern.

        Da gibt es solche, die mit anderen Rezensenten im Wettbewerb stehen, weil sie Top-Rezensenten-Postionen einnehmen wollen und was ich da schon an Geschichten ghört habe, das ist ja echt grauselig. So gibt es ja eben nicht nur die Bewertung des Buches / Produkts, man kann ja auch wiederum eine Bewertung der Bewertung vornehmen und damit eine Bewertung gleich mal in den Keller schicken.
        Eine sehr ausführliche und reflektierte Rezension zu einem meiner Bücher ist auf diese Weise einmal gänzlich gelöscht worden und wurde auch nicht wieder eingestellt, weil es da einen Rezensentenkrieg gab, wie ich auf Nachfrage der ehemals Top50 Rezensentin erfuhr, die dann wieder von vorne beginnen musste.
        Aber es gibt wohl noch mehr Kriege, die da ausgetobt werden. Manche berichten, dass wann immer eine neue Rezension zu ihren Büchern auftaucht, schon Stunden später eine negative Bewertung (also als nicht hilfreich) dieser Rezension auftaucht.

        Und es gibt solche, die einfach jedes Buch (Produkt) von irgendwelchen vermeintlichen oder tatsächlichen “Feinden” / Konkurrenten, negativ bewerten, ohne sich damit überhaupt beschäftigt zu haben.

        Ich habe keine Ahnung in welchem Ausmaß das alles passiert und was es womöglich sonst noch gibt, das erfährt man ja schließlich auch nur hinter vorgehaltener Hand, durch Zufall, auf Umwegen usw.
        Und das verzerrt eben doch die Bewertungen. So habe ich auch selbst schon das eine oder andere Buch aufgrund von supertollen Bewertungen gekauft und mich hinter her gewundert, wie diese vielen guten Bewertungen zu Stande kommen. Und auch andere wundern sich manchmal und drücken das über Kommentare aus und werden dann gleich von einigen Fans niedergemetzelt.
        Ich selbst habe das auch schon erlebt, als ich mal ein Buch recht kritisch beurteilt hatte, das recht viele positive Kritiken hatte, über die ich mich sehr gewundert habe, aber weshalb ich dachte, dem schadet das auch gar nicht und so steht da zumindest auch mal eine andere Meinung. Da gab es schon Stunden später mehrere wütende Kommentare und drei Tage später war meine Rezension gelöscht.

        Das alles könnte Amazon auf ein höheres Niveau bringen, wenn man an die Bewertungen selbst höhere Maßstäbe setzen würde und auch an den Umgang damit.
        Aber sie machen es sich so einfach wie möglich und daher kommen dann so Einseitigkeiten raus, die oftmals ein Schuss in den Ofen sind.

        Viele Grüße
        Rosemarie

        1. Hallo Rosemarie,

          das Problem mit den unterschiedlichen Bewertungen kenne ich nur zu gut. Wenn ich etwas bei Amazon kaufe, lese ich immer sowohl die guten als auch die schlechten Bewertungen, um nach Möglichkeit beide Extremwahrnehmungen des Produkts kennenzulernen. Das macht leider teilweise unnötig viel Arbeit, weil manche Rezensenten gar nicht das Produkt selbst bewerten, sondern sich über die Verpackung oder eine langsame Zustellung durch die Post beschweren.

          Wirklich endgültig verbannen wird man geschönte oder gekaufte Rezensionen wohl nie können, aber ich hoffe, dass Amazon da einen Dreh dran kriegt dieses Problem wenigstens einzudämmen.

          Viele Grüße
          Frauke

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