Um nur wenige andere Beschäftigungen wird so viel herumgedruckst wie um das Schreiben. Die Gründe sind meist die sehr abenteuerlichen Vorstellungen von Freunden und Verwandten, denn zwischen den beiden Extremen „erfolgreicher Autor“ und „naiver Spinner“ scheint es nichts zu geben. Dabei lässt sich Erfolg nicht nur an der Zahl der verkauften Bücher messen.
Ein erfolgreicher Autor schreibt doch Bestseller, oder?
Das Problem vieler Menschen ist, dass „Erfolg“ nur schwer zu fassen ist. Am einfachsten sind Kennzahlen wie der Gewinn aus Buchverkäufen oder die Zahl der verkauften Bücher. Die sind sicherlich auch wichtig, aber nicht alleine endscheidend bei der Frage, was ein erfolgreicher Autor ist.
Ebenso wichtig, wenn nicht noch wichtiger, sind die gesammelten Erfahrungswerte: Ein Buch von der ersten Idee bis zur Veröffentlichung gebracht zu haben, zum Beispiel, oder sich durch alle Höhen und Tiefen gekämpft zu haben. Trotz Familie und Beruf jeden Tag Zeit zum Schreiben geschafft zu haben und nicht den Mut zu verlieren, auch wenn es einmal gar nicht weiterging. Vielleicht gehört auch die Verarbeitung eigener Erfahrungen dazu. Und nicht zu vergessen, die gigantische Menge an Wissen über den Aufbau von Spannungsbögen, der Kunst, Dialoge zu schmieden, Heldenreisen, vielschichtigen Charaktere und dem richtigen Maß aller Komponenten einer guten Buches.
Ein erfolgreicher Autor muss keine Bestseller verkaufen, um ein erfolgreicher Autor zu sein.
Hingabe macht Angst
Insgeheim fühlen sich viele Menschen davon verunsichert, dass einige so viel ihrer Freizeit dafür opfern, etwas zu erschaffen, das hinterher in ihren Augen nicht angemessen honoriert wird. Wozu ein Jahr oder mehr in ein Buch investieren, wenn es hinterher nur von wenigen hundert Leuten gelesen wird und man sich von dem Gewinn gerade mal einen Restaurantbesuch leisten kann?
Eine solche Hingabe für ein Projekt ist selten. Und indirekt gibt sie jedem, der sich nicht so für etwas erwärmen kann, das Gefühl, dass ihm etwas fehlt, für das er sich so einsetzen kann. Autoren sind Nicht-Autoren sehr suspekt. Bei manchen springt der Funke über, und sie fangen auch an zu schreiben, nachdem sie sich damit beschäftigt haben, aber für die meisten bleiben Autoren nur weltfremde Spinner.
Was kein erfolgreicher Autor hören will
Es gibt sie, diese Sätze die niemand hören will. Wenn in einem Gespräch die Frage „Und was machst Du so?“ gestellt wird, beginnt meist das große Drucksen. Denn nur wenige haben Lust auf die Reaktionen, wenn sie erzählen, dass sie schreiben:
„Ich könnte ja auch ein Buch schreiben.“
Meist direkt gefolgt von dem Satz „Aber ich habe gerade keine Zeit“ oder „Ich müsste mich nur aufraffen.“
Kein Autor möchte hören, dass in seinem Gegenüber ja ein erfolgreicher Autor schlummert, der nur noch geweckt werden muss, ehe er dann einen Bestseller nach dem anderen verfassen wird. Hinter diesen Sätzen steckt das Nicht-Verstehen von der Arbeit, die in ein Buch fließt. Mit solchen Aussagen wird die Mühe eines Autors heruntergespielt.
Wenn Du vor einem solchen Gesprächspartner stehst, drehe den Spieß einfach einmal um und äußere etwas wie „Manuel Neuer? Naja, Torwart in der WM könnte ich auch sein, ich müsste nur mal wieder mit dem Fußballspielen anfangen. Ich kann mich nur gerade nicht aufraffen.“
„Schreiben kann doch irgendwie jeder.“
Ähnlich dem oberen Ausspruch. Die Schlussfolgerung ist, dass wenn man in der Schule lernt, zu schreiben, auch jeder Mensch ein Buch schreiben kann. Genauso wie jeder Mensch, der eine Nähnadel halten kann, binnen kürzester Zeit ein barockes Ballkleid schneidern kann.
Überlege Dir, ob Du die Diskussion an dieser Stelle weiterführen willst. Wahrscheinlich ist es sinnvoller, einfach das Gesprächsthema zu wechseln.
„Und was verdienst Du so als Autor?“
Verwandt mit den Fragen “Wie viele Bücher hast Du schon verkauft?” und “Kannst Du denn vom Schreiben leben?”
Meist wird diese Frage begleitet von dem mitleidig-abschätzenden Blick, ob man sich überhaupt etwas zu essen leisten kann. Irgendwo in der Vorstellung der Menschen leben Autoren noch in kleinen Dachwohnungen und hämmern auf ihre Schreibmaschine ein, während sie jeden Cent für neues Papier ausgeben. Ein erfolgreicher Autor hingegen veröffentlicht ungefähr einmal im Monat einen Bestseller, der dann verfilmt wird. So wie dieser Tolkien, Steven King oder G. R. R. Martin.
Welche Sätze hast Du schon zu hören bekommen, die Du nicht ausstehen kannst? Und was ist in Deinen Augen ein erfolgreicher Autor? Wir freuen uns auf Deine Kommentare!
photo credit: Desk with pencil case by Nicola Sap De Mitri via photopin (license)
Danke für den Beitrag, der sowohl Information als auch Aufmunterung ist.
Nach dieser Definition bin ich ein erfolgreicher Autor und ich fühle mich auch so. Da meine Texte meinen Lesern inhaltlich gefallen. Das ist für mich der wichtigste Grund, um Schriftsteller zu sein.