Kein Kavaliersdelikt: eBook-Piraterie

Niemand würde zum Bäcker gehen, ein paar Brötchen einpacken und ohne zu bezahlen wieder verschwinden. Dass man für Ware bezahlen muss weiß jeder. Im Internet ist die Hemmschwelle allerdings oft deutlich niedriger, und neben Filmen und Musik werden eBooks im großen Stil kostenlos und illegal verbreitet – eBook-Piraterie genannt.

Was für den Leser einfach und günstig ist, ist für Verlage und Autoren eine Katastrophe: Jedes kostenlos aus dem Netz gezogene Buch bedeutet ein Buch weniger, für das bezahlt wurde.

Wie groß ist das Problem eBook-Piraterie?

Kurz gesagt: Riesengroß. Im Oktober 2012 schrieb die FAZ, dass 60% aller eBooks illegal aus dem Internet gezogen werden.
Dass sich seitdem an dieser Zahl etwas maßgeblich geändert hat, kann bezweifelt werden, denn die Ausgangslage hat sich nicht verändert: Die Verantwortlichen für die großen Tauschportale des Bereichs eBook-Piraterie sitzen meist in Sicherheit im Ausland, und in der Politik hat sich kaum etwas getan, um sich dem nicht mehr ganz aktuellen Problem der Urheberrechtsverletzungen im Internet zu begegnen.

Folgen für Verlage, Autoren und Indies

Für Verlage und ihre Autoren ebenso wie für die Indie-Autoren und Selfpublisher bedeutet dies, dass ihnen großen Summen entgehen. Bei Verlagen und den Werken von bekannten und etablierte Autoren sind diese sicherlich höher als bei eher unbekannten Selfpublishern, aber neben dem monetären ist es oft auch der ideelle Schaden, der trifft. Wer als Autor sein Buch schon kurz nach der Veröffentlichung auf illegalen Tauschbörsen findet, bekommt zu recht das Gefühl, dass die eigene Arbeit nicht wertgeschätzt, sondern verramscht wird. Für ein Buch zu bezahlen, ist immer auch eine Respektsbezeugung für den Autor und alle, die an diesem Buch mitgewirkt haben.

Was kann man tun?

Ein wirklich wirksames Mittel gegen eBook-Piraterie gibt es leider nicht. Die größte Wirkung könnten hier die Leser erzielen, die bisher ihren Lesestoff kostenlos auf Tauschbörsen bekommen haben. Wenn diese zukünftig wieder für eBooks bezahlen, wäre das Problem aus der Welt geschafft.

Für Verlage und Autoren sieht es schon schwieriger aus: Natürlich bleibt immer die Möglichkeit, zu versuchen, die Betreiber von Plattformen, auf denen ihre Bücher illegal angeboten werden, anzuschreiben und verlangen, dass ihre Bücher dort entfernt werden. Das kostet allerdings Zeit und führt nicht immer zum Erfolg, weil man nicht immer an die Betreiber herankommt.

Ein anderer Kniff, wie man als Autor diese illegalen Tauschbörsen sogar für sich nutzen kann, gibt es auf ebookmeter: Statt sich zu ärgern, das eigene Buch wenige Tage nach der Veröffentlichung bereits kostenlos in Tauschbörsen angeboten zu sehen, soll man den Piraten zuvorkommen und es dort selbst hochladen – allerdings in einer veränderten Fassung.
Statt das komplette Original hochzuladen, bastelt man ein ebook, in dem beispielsweise zweimal hintereinander nur die erste Hälfte des Buches zu lesen ist. Ehe sich die erste Hälfte wiederholt, folgt evtl. noch der Hinweis, dass man sich als Autor über den Kauf des Buches sehr freuen würde. Leser, die das Buch bis hierhin verschlungen haben, werden dann vermutlich auch motiviert sein, es sich doch zu kaufen.

Habt Ihr bereits Erfahrungen mit eBook-Piraterie gemacht? Wie geht Ihr damit um? Wir freuen uns auf Eure Kommentare.

Frauke Bitomsky

Über

Frauke Bitomsky ist Teil des Teams von Liber Laetitia. Wir zeigen Autoren, wie sie sich und ihre Bücher effektiv, zeitsparend und rechtssicher im Social Web präsentieren können.