Geschichte des Buches, Teil 6: Bibel und Wissenschaft

Johann Gutenberg revolutionierte im 15. Jahrhundert den Buchdruck und ermöglichte die Bibel für Jedermann. Dank dem günstigen neuen Druckverfahren konnten schnell, in großer Zahl und bezahlbar vervielfältigt werden – die dritte Medienrevolution war angebrochen.

Der Anfang war etwas holprig, aber es hat sich einiges getan. Von den ersten in Masse produzierten Büchern zu den heute (ebenfalls in Masse produzierten) Büchern war es noch ein weiter Schritt.

Die Bibel ist ein Bestseller

Die Bibel ist das erste gedruckte Buch der Welt. Die ersten Gutenberg-Bibel waren freilich noch teuer, aber der Anfang war gemacht und Bücher wurden zunehmend günstiger. Heute gibt es noch 49 Exemplare der Gutenberg-Bibel, einige nur noch in Teilen vorhanden. Wer einmal einen Blick hineinwerfen will, kann diese digitale Version einer der Bibeln anschauen. Die Bibel war auch damals nicht das einzige Buch auf dem entstehenden Büchermarkt, aber eines der bedeutendsten.

Eine Gutenberg BibelNoch heute hat die Bibel eine jährliche Auflage von 30 Millionen, die Gesamtauflage übersteige die Milliardengrenze. Übersetzt wurde das Buch der Bücher vollständig oder in Teilen in 1.600 Sprachen, was für sich genommen schon eine gigantische Zahl ist – wer könnte mehr als 100 oder 200 verschiedene Sprachen aufzählen? Mehr über die Geschichte der Bibel findet Ihr hier.

Übrigens: Martin Luther war nicht erste, der die Bibel ins Deutsche übersetzte. Der ehemalige Gehilfe Mentelin von Gutenberg druckte bereits 1466, 17 Jahre vor Luthers Geburt, die erste deutschsprachige Bibel in Straßburg. Bis zu Luthers Übersetzung gab es 14 hoch- und 4 niederdeutsche gedruckte Bibeln, die allerdings durch Luthers Berühmtheit in Vergessenheit gerieten.

Nicht nur die Bibel wurde verbreitet

Ein bezahlbares Buch nützt niemandem, wenn er es nicht lesen kann. Im 15. Jahrhundert waren noch rund drei Viertel aller Bücher in lateinischer Sprache gedruckt. Von den wenigen Menschen, die lesen konnten, konnten wohl noch sehr viel weniger Latein lesen, weshalb wohl insbesondere der gebildete und wohlhabende Teil der Bevölkerung von den Büchern profitierte.

Nicht nur die Bibel wurde gedrucktAber schon wenige Jahrzehnte später hatte sich dies in den Büchern geändert: Der Humanismus kam, und mit ihm wurde Latein auch als alleinige Wissenschaftssprache abgelöst. Die Zahl der verschiedenen Buchtitel stieg rasant: Hauptsächlich gab es wissenschaftliche Werke, Flugschriften der Reformation, Ständebücher und volkstümliche Bücher. Wikipedia hat eine längere Liste mit Titeln, die z.B. von Sigmund Feyerabend verlegt wurden.

Neben Büchern gab es zahlreiche Flugblätter, die nicht nur dazu dienten Nachrichten und Gerüchte zu verbreiten, sondern auch Tipps für den Alltag und Horoskope enthielten. Die Möglichkeit, schnell und bezahlbar Bücher zu drucken war entscheidend für Luthers Reformation. Wer an heutige Facebook-Partys denkt, die mit 3.000 unangekündigten Besuchern aus dem Ruder laufen, kann sich vielleicht das Potential in der damaligen Zeit vorstellen, auf einmal große Mengen von Menschen mit Neuigkeiten zu erreichen.

Auch wenn viele Menschen noch nicht lesen konnten und davon abhängig waren, dass andere ihnen vorlasen, war die Entstehung der Wissensgesellschaft und der Verbreitung von Wissen nicht mehr aufzuhalten.

Bücher und Zeitungen verbreiten Wissen

Der 30-jährige Krieg brachte einen Dämpfer für die Geschichte des Buches mit sich. Die Qualität von Papier und Farbe ließ nach, und die Menschen gerade in Deutschland hatten Wichtigeres im Sinn als Bücher – Nahrung und das nackte Überleben.

In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts erschienen die ersten Zeitungen. Akademien veröffentlichten wissenschaftliche Zeitungen, welche nach und nach den Briefverkehr ersetzten. Latein war noch immer eine Wissenschaftssprache, aber auch die jeweilige Landessprache wurde genutzt. Bald nach den wissenschaftlichen Zeitungen kamen populärwissenschaftliche Zeitungen auf, die ein breiteres Publikum ansprachen.

Es sollte bis zum 18. Jahrhundert dauern, bis Bücher nicht mehr vorrangig der Wissensverbreitung dienten, sondern auch Unterhaltungsliteratur entstand. Eine neue Gattung von Büchern wurde geboren: Die Romane.

photo credit: Gutenberg Bible by Karen Neoh via photopin cc
photo credit: old bookshelf by mararie via photopin cc

Frauke Bitomsky

Über

Frauke Bitomsky ist Teil des Teams von Liber Laetitia. Wir zeigen Autoren, wie sie sich und ihre Bücher effektiv, zeitsparend und rechtssicher im Social Web präsentieren können.