Geschichte des Buches, Teil 5: Gutenberg und der Buchdruck

Kaum ein Mensch wird so sehr mit der Geschichte des Buches in Verbindung gebracht wie Johannes Gutenberg.
Im Laufe des Mittelalters wandelte sich die Schrift und damit die Fähigkeit, Wissen festzuhalten, von einem Monopol der Kirche zu etwas, das zwar noch nicht allen, aber doch zumindest deutlich mehr Menschen offenstand. Aber noch immer war es zeitaufwendig, ein Buch anzufertigen, wodurch ein fertiges Buch für den Normalbürger unbezahlbar war. Erst Gutenberg schaffte Abhilfe.

Seit wann gibt es Buchdruck?

Ein weit verbreitetes Missverständnis ist, dass Gutenberg den Buchdruck erfunden hätte. Der Buchdruck war allerdings schon vor Gutenberg bekannt: In Ostasien gab es bereits im 8. Jahrhundert gedruckte Werke. 868 n.Chr. wurde in China erstmals durch den Holztafeldruck ein Text gedruckt, indem die Buchstaben spiegelverkehrt in Holz geschnitten wurden. Allerdings war dieses Druckerverfahren noch sehr zeitaufwendig, da für jede einzelne Seite eine komplette Drucktafel hergestellt werden musste.

Gutenberg erfindet den Buchdruck neu

Eine Druckerei für GutenbergGutenberg erfand zwar nicht den Buchdruck an sich, allerdings entwickelte er das Verfahren entscheidend weiter: Um 1450 herum entstand der moderne Buchdruck mit beweglichen Lettern.

Zusammen mit einer neuen Druckerpresse musste so nicht mehr die Druckplatte für jede einzelne Seite neu angefertigt werden. Stattdessen konnten die einzelnen Buchstaben immer wieder neu zusammengefügt werden, wodurch das Druckverfahren ungleich schneller und günstiger war als die herkömmlichen Wege einen Text zu vervielfältigen.

Allerdings war der Anfang für Gutenberg selbst sehr holprig. Er arbeitete 20 Jahre daran, seine Erfindung ausreifen zu lassen. Er musste lange Durststrecken überbrücken, in denen seine neue Drucktechnik kaum Vorteile gegenüber handgeschriebenen Texten hatte, und Kredite aufnehmen, während er gleichzeitig wegen seiner Schulden verklagt wurde und stets aufpassen musste, seine noch unreife Erfindung geheim zu halten. 1455 konnte er einen Gläubiger nicht ausbezahlen und musste ihm seine gesamte Werkstatt überlassen.Druckpresse von Gutenberg

Übrigens: Die Schreibregel „Trenne nie st, denn das tut ihm weh“ ist auf den modernen Buchdruck von Gutenberg zurückzuführen. Da die Buchstaben s und t sehr lang und schmal waren, wurden sie einzeln stehend schnell beschädigt und mussten ersetzt werden. Um ihnen mehr Stabilität zu geben, wurden sie zusammen angefertigt und nicht getrennt (außer natürlich, in einem Wort kam ein einzelnes s oder t vor).

Gutenberg verändert die gesamte Welt

Die Folgen des modernen Buchdrucks sind gigantisch. Gutenberg ist der Vater einer dritten Medienrevolution (nach der Entstehung der Sprache und der Entwicklung einer komplexen Schrift), die der Ursprung unserer heutigen Wissensgesellschaft und ein Kernelement der Renaissance ist. Texte konnten nun schnell und für (beinahe) jedermann erschwinglich produziert und verbreitet werden. Das gedruckte Buch, ganz voran die zwischen 1452 und 1554 entstandene bekannte Gutenberg-Bibel, wurde ein Massenartikel.

Die Gutenberg BibelHier zeigt sich eindrucksvoll die Bedeutung von Schrift und Buch: Durch die rasante Verbreitung von Wissen wurde dieses zu einem Allgemeingut, an dem jeder teilhaben konnte. Die Abhängigkeit von wenigen Menschen mit Zugang zu diesem Wissen wurde abgelöst von der Möglichkeit, sich selbst zu informieren und Behauptungen überprüfen zu können.
Ohne den modernen Buchdruck von Gutenberg gäbe es unsere heutigen Druckverfahren nicht. Wer daran denkt, wie oft uns heute jeden Tag ein gedrucktes Bild oder ein Text begegnet kann das Ausmaß seiner Erfindung nachvollziehen. Und auch, wenn die digitale Welt uns eine vierte Medienrevolution beschert hat, hat das gedruckte Wort seine Bedeutung noch lange nicht verloren.

photo credit: Imprimerie ancienne by Frédéric BISSON via photopin cc
photo credit: Gutenbergs Druckerpresse by brandbook.de via photopin cc
photo credit: Gutenberg Bibel – Inkunabel um 1455 by Patrik Tschudin via photopin cc

Frauke Bitomsky

Über

Frauke Bitomsky ist Teil des Teams von Liber Laetitia. Wir zeigen Autoren, wie sie sich und ihre Bücher effektiv, zeitsparend und rechtssicher im Social Web präsentieren können.

2 Gedanken zu „Geschichte des Buches, Teil 5: Gutenberg und der Buchdruck

  1. “Keiner kann lesen – doch ich drucke Bücher” So oder ähnlich dürfte Gutenberg gedacht haben. Im Hinblick auf das Potenzial, das Lesen der breiten Masse zugänglich zu machen.

  2. Ich finde es sehr cool, dass Du über das Missverständnis von der Erfindung des Buchdrucks geschrieben hast. Ich glaube, sollen mehr Leute darüber wissen. Als jemand mit Offsetdruck beschäftigt ist allerdings die Rolle von Gutenberg noch sehr wichtig.

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