Schreiben ist ein Handwerk

Ein Buch zu schreiben ist in der Vorstellung der meisten Menschen ein Mysterium. Da sitzt ein Autor, eingeschlossen in seinem Arbeitszimmer, öffnet seine empfindsame Poetenseele, und es ergießen sich wunderschöne Worte auf das Papier, die den Leser berühren und verwandeln. Nur wenige sind mit dem Talent gesegnet, Worte in die richtige Form zu bringen.
So oder so ähnlich habe ich auch selbst lange Zeit über das Schreiben gedacht. Bis ich mich näher damit beschäftigt habe und erkannte, dass Schreiben ein relativ unromantisches, normales Handwerk ist.

Talent ist nutzlos

Das ist im ersten Moment eine Überraschung. Gleichzeitig ist es ein Trost für alle, die sich als untalentiert betrachten. Denn Schreiben ist keine göttliche Gabe, die nur wenigen zuteil geworden ist, sondern ein Handwerk. Und jedes Handwerk kann man lernen.
Talent ist sehr oft sogar hinderlich, da es meistens nicht dazu motiviert, sich weiter mit der Materie zu befassen – schließlich liegt einem das alles ja schon irgendwie im Blut. Viele Talente liegen brach, weil der Mensch dahinter sich schwer tut, sie auszubauen und zu vertiefen. Denn ohne Fleiß und Übung nützt das schönste Talent nichts. Oder anders gesagt: Das Wunderkind Mozart wäre kaum einer der bekanntesten Musiker überhaupt geworden, wenn er nicht von klein auf geübt hätte.

Schreiben ist ein Handwerk

Schreiben kann man lernen

Wenn Du ein Buch schreiben willst, lass dich also nicht davon entmutigen, wenn du glaubst, untalentiert zu sein. So, wie wir in der Schule erst lernen mussten, Buchstaben in die richtige Reihenfolge zu bringen, um daraus Wörter zu bilden, kannst Du auch jetzt lernen, Wörter so zu wählen, dass ein packendes Buch entsteht.
Das heißt natürlich nicht, dass das einfach und schnell geht. Wie jeder Lernprozess kann es Jahre dauern. Wenn Du wirklich ein Buch schreiben willst, führt daran allerdings kein Weg vorbei. Und ganz so schlimm ist das Schreibenlernen auch nicht, denn Du wirst unterwegs viele Erfolgserlebnisse haben.

Spannend schreiben lernen?

Das Schwierige daran, schreiben lernen zu wollen, ist, dass es immer auch eine Sache des Gefühls ist. Die Grundlagen, die wir in der Schule lernen, sind noch ziemlich eindeutig: Entweder, ein Wort ist richtig geschrieben oder nicht. Beim Buchschreiben ist das nicht mehr ganz so einfach, denn jeder Leser empfindet einen anderen Schreibstil als ansprechend. Es gibt kein Definitives „richtig“ oder „falsch“. Und auch, wenn es viele Richtlinien gibt, gibt es doch auch immer wieder Autoren, die diese gekonnt brechen und damit Erfolg haben.
Allerdings ist die Lage nicht aussichtslos. Es gibt die besagten Richtlinien, die Dir gerade am Anfang eine sehr gute Orientierung geben.
Ein bekanntes Beispiel sind Adjektive, die wie das Salz in der Wortsuppe funktionieren. Eine Prise gibt dem ganzen Buch mehr Würze, zu viel davon verdirbt es.
Eine andere Regel heißt „Show, don’t tell.“ Hinter diesem einfach wirkenden Satz verbirgt sich der Frust vieler Autoren, denn ihn umzusetzen ist nicht immer einfach. Ganz grundlegend bedeutet diese Regel, dass statt zu schreiben, dass John furchtbar wütend ist, Du es Deine Leser erleben lässt: Zeige, dass John jemanden anschreit, die Fäuste ballt und die Zimmertür zuschlägt.

Worüber willst Du schreiben?

Was viele vergessen, ist, dass die Geschichte eines Buches noch wichtiger ist als der Schreibstil des Autors. Sie soll packend sein, den Leser berühren und ihn dazu bringen, bis tief in die Nacht in deinem Buch zu versinken.
Leichter gesagt als getan? Täusch Dich nicht. Eine gute Geschichte zu schreiben, die auch den Leser interessiert, ist harte Arbeit. Sind alle wichtigen Charaktere vielschichtig? Hat der Protagonist ein Ziel, das er nur mit Anstrengung erreichen kann? Sind wirklich alle Szenen wichtig, oder sind ein paar eigentlich unnötiges Beiwerk? Der Aufbau der Geschichte ist das Rückgrat eines Buches – wenn dieses Rückgrat nicht stimmt, nützt Dir der schönste Schreibstil nichts. Beschäftige Dich mit der Heldenreise, um mehr über die Struktur spannender Geschichten zu erfahren.

Durchhaltevermögen ist alles!

Wenn Du ein packendes Buch schreiben willst, brauchst Du insbesondere eines: Sitzfleisch. Schreiben ist ein Handwerk, und jeder kann es lernen, aber das kostet Fleiß. Ein Buch zu schreiben ist eine große Aufgabe, die sowohl erfüllend als auch kräftezehrend ist. Es gibt unzählig viele Menschen, die ein angefangenes Manuskript in der Schublade haben, aber nie über die ersten Seiten hinausgekommen sind. Dabei ist eines klar: Um ein Buch zu veröffentlichen, musst Du es zuerst schreiben.

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Frauke Bitomsky

Über

Frauke Bitomsky ist Teil des Teams von Liber Laetitia. Wir zeigen Autoren, wie sie sich und ihre Bücher effektiv, zeitsparend und rechtssicher im Social Web präsentieren können.